Wie können wir die ambulante medizinische Versorgung durch niedergelassene Praxen im Saarland künftig sicherstellen?

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Nach einer Analyse der Stiftung Gesundheit aus dem Jahr 2024 sind 16,2 % der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland 65 Jahre alt oder älter. Im Saarland sind es sogar über 20 %.

Dieser Überalterung steht eine unzureichende Zahl ärztlicher Nachwuchskräfte als Folge der Reduktion medizinischer Studienplätze in den 90er Jahren gegenüber.  Gemäß Simulationen des Zentralinstitutes für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) fehlen künftig bis 2037 jährlich ca. 2.500 Ärzte für Nachbesetzungen. Dies impliziert drohende künftige medizinische Versorgungsprobleme – insbesondere auch im Saarland.

In einer Studie, die wir in der Oktober-Ausgabe des Saarländischen Ärzteblattes veröffentlichen werden, haben wir die aktuelle Versorgungssituation im Saarland unter Berücksichtigung des Alters der KV-Mitglieder hinsichtlich der hausärztlichen, fachärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung analysiert, um eine Prognose bezüglich der Folgen der Überalterung auf die zukünftige ambulante vertragsärztliche Versorgung des Saarlandes zu treffen.

Zusätzlich werden in der Veröffentlichung auch Veränderungen in Art und Umfang der ärztlichen Berufsausübung (zunehmende Tätigkeit in Anstellung und steigende Zahl von Teilversorgungs-aufträgen) einer Analyse unterzogen.

Auf Basis der Projektion des Zi bis wird zum Jahr 2040 erwartet, dass die vertragsärztliche Versorgungsleistung in Deutschland auf 74 % des heutigen Niveaus absinken wird.

Einen zusätzlichen Einfluss hat hier die Tatsache, dass weniger Ärztinnen und Ärzte bereit sind, in der ambulanten Patientenversorgung tätig zu werden, sondern sich alternativen Tätigkeitsfeldern, z.B. in Forschung und Pharmaindustrie zuwenden. Ebenfalls berücksichtigt werden muss, dass Nachbesetzungen von vakanten Arztstellen nicht mehr 1:1 geplant werden können, da der Umfang der Teilversorgungsaufträge zunimmt.

Die KV Saarland beobachtet zudem einen Trend zur Anstellung. Der Anteil der angestellten Ärztinnen und Ärzte hat sich im Saarland innerhalb der letzten 10 Jahre fast verdoppelt. Darüber hinaus sind zwei Drittel der Studienanfänger im Fach Medizin aktuell Frauen, die häufiger als Männer – u. a. in der Familiengründungsphase – einer Teilzeittätigkeit nachgehen möchten.

Die vertragsärztliche Tätigkeit muss sich daher weiter flexibilisieren, um den Bedarf an Ärztinnen und Ärzten decken zu können. Das wird u. a. auch Auswirkungen auf die Praxisform haben. Auch wenn im Saarland die klassische Einzelpraxis noch die am häufigsten anzutreffende Praxisform ist, hat ihre Anzahl in den letzten 10 Jahren stark abgenommen. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte entscheiden sich für größere Praxisstrukturen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen, z.B. wegen flexiblerer Arbeits(zeit)gestaltung.

Die KV Saarland sieht den Schlüssel zur Förderung der Niederlassung weiterhin auch beim Thema vollständige Entbudgetierung ärztlicher Leistungen und der Weiterentwicklung des EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab). Es erfordert gesicherte wirtschaftliche Rahmenbedingungen, um eine Niederlassung für Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner auch zukünftig attraktiv zu machen. Gleichzeitig könnte es die Motivation älterer Ärztinnen und Ärzte stärken, ihre Praxen länger zu betreiben.

Den vollständigen Artikel können Sie hier nachlesen:

Wie können wir die ambulante medizinische Versorgung durch niedergelassene Praxen im Saarland künftig sicherstellen? (PDF)

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