Hand in medizinischen Handschuh, mit Daumen nach oben
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Der indikationsgerechte Einsatz von medizinischen Einmalhandschuhen erhöht die Sicherheit und hat zugleich positive ökologische und ökonomische Effekte

Eine wirksame Maßnahme zur Nachhaltigkeit ist unter anderem, die Reduzierung des Abfallvolumens durch den indikationsgerechten Einsatz von med. Einmalhandschuhen in der Praxis. Der indikationsgerechte Einsatz von Einmalhandschuhen erhöht die Sicherheit der Mitarbeitenden und der Patienten und hat zugleich positive ökologische und ökonomische Effekte. Wer überflüssige Handschuhe weglässt, produziert weniger Müll.

Einmalhandschuhe bieten keinen vollständigen Schutz vor Kontamination, demzufolge ersetzt das Tragen von Einmalhandschuhen NICHT die hygienische Händedesinfektion

Der Mythos, dass das Tragen von unsterilen Einmalhandschuhen die Händedesinfektion ersetzt hält sich hartnäckig, entbehrt aber jeglicher Grundlage. Hierbei spielen auch das wahrgenommene Eigenrisiko, eine fehlerhafte Selbsteinschätzung der eigenen Kenntnisse sowie die in den Praxen etablierten Verhaltensweisen eine wesentliche Rolle.

Zum Teil werden die gebotenen Indikationen zur Verwendung falsch verstanden oder sind nicht vollumfänglich bekannt

Indikationen für das Tragen medizinischer Einmalhandschuhe

Beim Risiko einer Exposition mit biologischen Arbeitsstoffen wie z.B. Körperflüssigkeiten, Blut, Sekreten, Ausscheidungen oder kontaminierter Patientenumgebung sollten med. Einmalhandschuhe getragen werden.

Direkter Patientenkontakt

  • Blutentnahme
  • Ausscheidungen/Körperflüssigkeiten
  • Kontakt mit Sekreten
  • Umgang mit nicht-intakter Haut
  • Umgang mit hoch infektiösen Pathogenen

Indirekter Patientenkontakt

  • Umgang mit endokavitären Sonden
  • Reinigung/Desinfektion kontaminierter Oberflächen
  • Umgang mit infektiösem Material
  • Umgang mit Chemikalien
  • Umgang mit med. Abfällen

Bei Keimverschleppung z.B., wenn Handschuhe perforiert sind und/oder kontaminiert sind, ist ein Wechsel der Handschuhe notwendig

Keine Indikation für das Tragen medizinischer Einmalhandschuhe

Direkter Patientenkontakt

  • Otoskopie
  • Auskultation
  • Messung von Puls, Blutdruck oder Temperatur
  • Injektionen und i.v. Medikation

Indirekter Patientenkontakt

  • Rollstuhl schieben
  • Dokumentationstätigkeiten
  • Bedienung von Geräten

Handschuhtragen ersetzt nicht die Händedesinfektion

Die notwendigen Situationen für eine Händedesinfektion sind in 5 Indikationen – 2 Vor- und 3 Nachindikationen unterteilt. Den sogenannten Vorindikationen kommt eine herausragende Bedeutung für den Infektionsschutz von Patienten zu, während die Nachindikationen vorrangig dem Personalschutz bzw. dem Schutz nachfolgender Patienten dienen.

  • Vor Patientenkontakt
  • Vor aseptischen Tätigkeiten
  • Nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material
  • Nach Patientenkontakt
  • Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung

Durch unnötiges Handschuhtragen verschlechtert sich die Händehygiene-Compliance in der Praxis, was zu einer höheren Übertragungswahrscheinlichkeit von Erregern führt. Es kommt vermehrt zu Hautirritationen, Hautschäden und längerfristigen Hauterkrankungen.

Richtige Anwendung in der Praxis

Händedesinfektion

Hände desinfizieren und trocknen lassen, bevor die Handschuhe angelegt werden. Nach dem Abstreifen der Handschuhe sollten die Hände desinfiziert werden.

Handschuhe richtig an– und ablegen

Die Handschuhe müssen so angelegt werden, dass Kontamination vermieden werden. Die Handschuhe müssen so abgestreift werden, dass Kontaminationen der Hände vermieden werden.

Handschuhwechsel

Die Handschuhe sollten alle 10 bis 15 Minuten gewechselt werden, um Kreuzkontamination, Handschweiß und Feuchtekammern zu vermeiden.

Hautschutz

Hautpflege- und Hautschutzmittel müssen verwendet werden, um Ihre Haut zu schützen.

Die Indikationen für das Tragen von medizinischen Einmalhandschuhen wurden von der KRINKO im Epidemiologischen Bulletin 10_2024 kommentiert, mit dem Ziel, für Situationen zu sensibilisieren, in denen Einmalhandschuhe zu tragen sind bzw. in denen das Tragen aus infektionspräventiver Sicht nicht zwingend notwendig ist.

Der Autor des Artikels, unser Referent für Hygiene Henning Adam, berät Sie gerne zu Fragen welche die hygienischen Prozesse und Strukturen in der Arztpraxis betreffen.

Herr Adam unterstützt Sie konkret und erläutert u.a. auch in unseren Workshop-Seminaren, was zwischen den Zeilen der Hygieneverordnung steht und wie Sie ein rationell-rationales Hygienekonzept mit individuellen Hygieneplänen für Ihre Praxis entwickeln. Praxisabläufe im Hinblick auf die Hygiene optimieren, Hygienerisiken erkennen und managen und sich auf behördliche Begehungen vorbereiten können.

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