Praxisinterview Dr. Thomas Höller – Saarlouis & Dillingen: Große Praxisstruktur mit Filialen

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Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte können neben ihrem regulären Praxisstandort eine Zweigpraxis nach Genehmigung durch die KV betreiben und hier entweder selbst tätig werden oder Kolleginnen und Kollegen anstellen. Rahmenbedingungen dieser vom Gesetzgeber geschaffenen Versorgungsform sind in § 24 Abs. 3 Ärzte-ZV geregelt.

Sie sind in einer großen Praxisstruktur mit mehreren Standorten tätig, d.h. leiten und organisieren diese Kooperationsform. Können Sie uns näher erläutern, wie sich diese Struktur entwickelt hat?

Die Gründung von Filialen war ja erst seit Anfang 2007 für Hausärzte möglich. Damals ergab es sich, dass eine Kollegin vor Ort quasi über Nacht die Praxis geschlossen hatte. Da ich schon immer filiale Strukturen unter rein ärztlicher Leitung bilden wollte, war das für mich der Startschuss. 2019 kam die zweite Filiale hinzu und schließlich 2021 die bislang letzte. Trotz Corona.  Schließlich habe ich meinen Hauptstandort und die 3 Filialen 2021 in eine MVZ Struktur eingebacht.

Dr. Thomas Höller und Team - Facharzt für Allgemeinmedizin - Saarlouis und Dillingen (Foto: Dr. Thomas Höller)
Dr. Thomas Höller und Team – Facharzt für Allgemeinmedizin – Saarlouis und Dillingen (Foto: Dr. Thomas Höller)

Warum ist dieses Konzept so erfolgreich – nicht nur für Sie und Ihre KollegInnen sondern auch für die Patienten?

Ich bilde filiale Strukturen nur in einer Region oder Stadt. Hier also in Saarlouis + Dillingen als angrenzender Stadt. Mein Bestreben ist es, die Stadt Saarlouis und angrenzend Dillingen in einem Praxisnetz mit qualifizierten Ärzten zu versorgen. Der Patient hat den Vorteil, dass er – egal wo er sich aufhält – eine Praxis findet, die ihn und seine Daten kennt und ihn versorgen kann. Denn alle Praxen sind natürlich vernetzt.

Der ärztliche Beruf wird immer weiblicher. Ein großes Praxisnetz vor Ort bietet Ärztinnen die Möglichkeit in Teilzeit in einer modernen Praxis hoch qualifiziert zu arbeiten und zwar sehr flexibel und kollegial im Team. Diese Arbeitsform wird heute sehr stark nachgefragt.

Wir bieten eine flächendeckende Struktur mit breitem Sprechstundenangebot. Ermöglichen Ärztinnen ihrem Beruf auch in Teilzeit im Team nachzugehen und tragen dazu bei, dass die Entwicklung eines drohenden oder schon einsetzenden Hausärztemangels gebremst wird.

Für mich als Inhaber ist es meiner Meinung nach auch leichter, die Nachfolge in einer ärztlichen MVZ Struktur zu regeln. Einzelpraxen haben es heutzutage sehr schwer Nachfolger zu finden. Der klassische Einzelkämpfer stirbt offenbar aus.

Aber auch MFA können in einer solchen Praxisform besser Karriere machen als in einer Einzelpraxis, es ergeben sich vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, von der Verah/NäPa (Nicht-ärztliche Praxisassistentin) zur Praxismanagerin bis hin zum Physician Assistent als neuer Karrierechance für qualifizierte MFA.

Was raten Sie jungen Kollegen, die neu in der ambulanten Versorgung sind? Welche Vorteile haben Selbstständigkeit, welche Anstellung?

Ich war selbst 11 Jahre als Einzelkämpfer aktiv, bevor ich begonnen habe meine jetzige Struktur aufzubauen. Wer im Team in Teilzeit ärztlich arbeiten will, ist in einer Praxis mit Filialen sicher gut aufgehoben, zumal er rein ärztlich ohne Bürokratie, die immer mehr zunimmt, arbeiten kann und das in Teilzeit.

Ich selbst erkenne in dieser Praxisstruktur nur Vorteile.

Wie sieht die Versorgung auf dem Land in 10 Jahren aus?

Ich denke, der Einzelkämpfer wird noch da sein, aber kooperative Strukturen werden zunehmen. Besonders Filialen von größeren Praxen in Zentren werden auf dem Land die Versorgung übernehmen. Alternativ werden Körperschaften oder Gemeinden Strukturen schaffen, um die Versorgung sicher zu stellen.

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