Praxisinterview Dr. Christian FuchsNico Wannenmacher – Saarbrücken: Optimale Patientenversorgung im kollegialen Austausch

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Sehr früh in ihrer gemeinsamen Facharztausbildung haben sich Dr. Christian Fuchs und Nico Wannenmacher für eine Niederlassung entschieden. 2021 haben sie ihren Wunsch einer gemeinsamen Praxistätigkeit verwirklicht und sind seitdem in Saarbrücken als Fachärzte für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie Phoniatrie und Pädaudiologie tätig.

Nico Wannenmacher, Dr. Jens Danielczok, Dr. Christian Fuchs beim ersten Netzwerkcafé der KVS am 13.07.2022 (Foto: KVS)
Nico Wannenmacher, Dr. Jens Danielczok, Dr. Christian Fuchs beim ersten Netzwerkcafé der KVS am 13.07.2022 (Foto: KVS)

Herr Dr. Fuchs, Herr Wannenmacher: Sie kennen sich beide bereits aus der Klinik: Wann haben Sie sich für die Selbstständigkeit/ eine gemeinsame Praxistätigkeit in der ambulanten Versorgung entschieden?

Im Rahmen unserer Facharzt-Ausbildung kam sehr früh der Wunsch der eigenen Niederlassung, sodass wir erste Erfahrungen der ambulanten Medizin bei Praxisvertretungen und Fortbildungsveranstaltungen (zum Beispiel des Berufsverbandes und der Ärztekammer) gesammelt haben.

Die gemeinsame Tätigkeit in der HNO-Fachabteilung der Caritasklinik Saarbrücken hat uns schon früh gezeigt, dass wir uns aus menschlicher, wie auch fachlicher Sicht sehr ähnlich sind. Die Entscheidung zu einer gemeinsamen Praxistätigkeit haben wir seither verfolgt.

Was macht die Niederlassung aus Ihrer Sicht attraktiv?

Die Niederlassung ist schlussendlich immer eine sehr persönliche Entscheidung und nicht jeder Arzt sieht sich in dieser Rolle.

In unserem Fall überwiegen ganz klar die positiven Aspekte der Praxistätigkeit, welche u.a. die ärztliche Selbstbestimmung, das Selbstmanagement, die enge Patientenbindung, der Benefit des eigenen Engagements, sowie die Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung umfasst.

Als Familienväter war uns stets wichtig, dass wir unsere Arbeit in Einklang mit unserer Familienzeit bringen…und dies gelingt uns bislang sehr gut!

Sie sind seit 2021 niedergelassen: Was war für Sie besonders eindrücklich während Ihres ersten Jahres in der Praxis?

Die Vielfältigkeit der Aufgaben, mit denen man als Arzt und vor allem Praxisgründer konfrontiert wurde!

In der ambulanten Versorgung, insbesondere als Praxisbetreiber, verfolgt man viel mehr als nur die ärztliche Tätigkeit.

In einer Stellenbeschreibung müssten sicherlich Begrifflichkeiten wie Betriebswirtschaftler, Controller, Qualitätsmanager, Personalmanager, Facility-Manager etc. beigefügt werden.

All das macht die ambulante Tätigkeit jedoch viel spannender und abwechslungsreicher, als man es sich als Klinikarzt/-ärztin vorstellen würde.

Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit am meisten Spaß?

Das entgegengebrachte Vertrauen der Patienten und ihrer Familien, die tägliche Arbeit mit den Kindern (aufgrund unseres Fachgebietes Phoniatrie-Pädaudiologie) und das Privileg, ein wirklich engagiertes und harmonisches Team zu haben.

Wie finden Sie neben Ihrem Beruf Ausgleich und Zeit für Ihre Familie/Freunde/Hobbies?

Da wir parallel zur Praxisgründung auch die Familiengründung vorangetrieben haben und beide Väter von jeweils zwei Kleinkindern sind, sorgen diese energetisch dafür, dass wir ausreichend Zeit für die Familie bereitstellen (J).

Eine sehr gute Kaffeemaschine und reichlich frischer Kaffee sorgen in der Praxis dafür, dass wir morgens trotz Schlafmangel fit genug für die Sprechstunde sind.

Hobbys müssen bei diesen zwei Großprojekten gerade ein wenig warten. Aber das geht sicher den meisten frischgebackenen Eltern so, unabhängig von ihrer beruflichen Tätigkeit.

Welche Vorteile schätzen Sie an der Tätigkeit in einer Gemeinschaftspraxis?

Geteiltes Leid ist halbes Leid *zwinker*

Wir sind beide sehr froh über die Möglichkeit, uns organisatorische Tätigkeiten aufzuteilen. Das entlastet im Alltag schon massiv. Außerdem genießen wir sehr die Möglichkeit, sich fachlich auszutauschen, besondere Fälle zu besprechen und bei kniffligen Befunden den Kollegen aus dem Nebenzimmer spontan dazu zurufen. Wir schätzen jeweils den Blickwinkel des anderen und nutzen dies wirklich regelmäßig.

Und manchmal tut es auch gut in der Mittagspause eine spontane „2-Mann-Balint-Gruppe“ zu sein, wenn sich einer im Rahmen seiner Tätigkeit über etwas ärgern musste.

Warum ist es wichtig, als ambulant tätiger Arzt darüber hinaus mit Kolleginnen und Kollegen vernetzt zu sein?

Der Blick über den Tellerrand ist für den niedergelassenen Arzt besonders wichtig. Häufig sind wir die Schnittstelle für die Gesundheitsversorgung, sodass wir bei unklaren Befunden und Fragestellungen weiterhin eine Verantwortlichkeit haben und die Patienten nicht „im Regen stehen lassen“! Hierbei hilft ein gutes Netzwerk an ärztlichen Kollegen verschiedener Disziplinen, sodass wir stets unsere Patienten in gute Hände geben können.

Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass die KV bereits auf Medizinstudenten am Anfang ihres Studiums zugeht und über Förder- und Beratungsmöglichkeiten informiert?

Im Rahmen unseres Studiums haben wir Mediziner ja nahezu ausschließlich Kontakt mit klinisch – universitärer Medizin und lernen ausschließlich von Kollegen, welche sich für die Klinik- und Universitätskarriere entschieden haben. Der ambulante Sektor und damit verbunden auch konservative Therapiemöglichkeiten spielten im Rahmen unseres Studiums und der darauf folgenden Facharztweiterbildung nur eine sehr geringe Rolle.

Erst der Wechsel in die ambulante Medizin hat uns die Augen dafür geöffnet, wie extrem vorselektiert die in der Klinik vorgestellten Patienten und Krankheitsbilder waren. Dies hat jedoch z.B. in unserem Fachgebiet zur Folge, dass man trotz erfolgter Facharztweiterbildung und ausreichender Erfahrung in der Klinik bei weitem nicht das ganze Spektrum des eigenen Fachgebietes kennengelernt hat.

Ein frühzeitiger Kontakt der KV zu den zukünftigen Kollegen und ein niedrigschwelliger Austausch ist daher wünschenswert und wichtig.

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