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Wasserhygiene – Schnittstelle zwischen Sanitärtechnik und Infektionsprävention

Mikroorgansimen in der Trinkwasser-Installation

Die im Leitungswasser vorkommenden Erreger, sind den Wasserleitungssystemen inhärent und gut daran adaptiert, in nährstoffarmen Medien zu wachsen. Diese Erreger sind zwar für gesunde Menschen in der Regel nicht gefährlich, können jedoch bei immunsupprimierten Patienten Infektionen hervorrufen, weswegen sie als fakultativ pathogene Keime bezeichnet werden.

In der Trinkwasser-Installation können einige Mikroorganismen Probleme bereiten. Dies sind insbesondere:

  • Legionellen
  • Pseudomonas aeruginosa
  • E. coli/Coliforme
  • Pilze
  • Protozoen
  • Nicht-tuberkulöse Mykobakterien
Mikroorganismen besitzen die Fähigkeit, Biofilme in Wasserleitungssystemen zu bilden.

Bestimmungsgemäßer Betrieb: Garant für Trinkwasserhygiene

der bestimmungsgemäße Betrieb umfasst vor allem die regelmäßige Entnahme von Wasser an allen Entnahmestellen in der Praxis und damit die Sicherstellung eines ausreichenden Wasseraustauschs sowie die Einhaltung der vorgesehenen Temperaturgrenzen für Kalt- und Warmwasser. So kann das Risiko von Stagnation und mikrobieller Belastung, wie etwa durch Legionellen, minimiert werden.

Besonders in selten genutzten Bereichen ist eine wöchentliche Spülung wichtig, um die Trinkwassergüte zu erhalten. Warmwasser sollte konstant über 55 °C und Kaltwasser unter 20 °C gehalten werden, um das Wachstum von Legionellen und anderen Mikroorganismen zu verhindern. Betreiber sind verpflichtet, den Betrieb und Wartungsmaßnahmen zu dokumentieren und sicherzustellen, dass die Anlage den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht.

Der bestimmungsgemäße Betrieb einer Trinkwasserinstallation basiert auf den allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.). Im Lebenszyklus des Gebäudes sind der Betreiber und die Verbraucher dafür verantwortlich, die Anlage gemäß den a.a.R.d.T. und den Vorgaben der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) zu betreiben.

Perlatoren als mögliche Infektionsquelle

Perlatoren sind ständig im Kontakt mit Wasser und konsekutiv mit “Nasskeimen”. Normalerweise werden diese durch den Wasserstrahl größtenteils herausgespült. Ist der Perlator jedoch verkalkt, ist es zumindest plausibel, dass das Wasser nicht mehr komplett durch das Ausflusssieb abfließt und stagniert, sodass sich Keime im Inneren des Perlators sammeln können.

Die Kontamination eines Perlators kann von innen, durch das Leitungswasser selbst oder extern erfolgen. Die externe Kontamination ist aufgrund der täglichen Nutzung der Perlatoren wesentlich wahrscheinlicher, beispielsweise durch spritzendes Wasser beim Händewaschen oder durch
Flüssigkeiten, die in das Waschbecken entleert werden.

Verkalkungsarme Laminar-Strahlregler

Herkömmliche Perlatoren bestehen aus mehreren Lagen von Drahtnetzen, an welchen sich beispielsweise Sediment aus dem Wasserleitungssystem anlagert. Dies kann zu einer gewissen Stagnation des Wassers am Ausfluss führen. Um diesen Effekt zu minimieren empfehlen wir in Arztpraxen sog. Laminar- Strahlregler ohne Sieb zu installieren. Diese verringern Rückstände von Wasser oder Schmutzpartikeln und weisen ein niedrigeres Kontaminationsrisiko auf.

Beanstandung verkalkter Perlatoren im Rahmen von behördlichen Begehungen

Verkalkte Perlatoren werden als potenzielle Infektionsquellen angesehen und bei Praxisbegehungen durch die Gesundheitsämter regelmäßig als potenzielle Quellen für Mikroorganismen und somit Infektionen
beanstandet. Bisher gibt es jedoch keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass der Verkalkungsgrad von Perlatoren tatsächlich im Zusammenhang mit einem vermehrten Wachstum von Keimen im Allgemeinen und insbesondere pathogener Spezies steht. Die Hypothese, dass an einem verkalkten
Perlator mehr Keime wachsen als an einem unverkalkten, konnte im Rahmen einer Untersuchung zur mikrobiellen Belastung von Perlatoren bei unterschiedlichen Verkalkungsgraden (an der Universitätsmedizin Rostock in 2020) nicht bestätigt werden.

In Hochrisikobereichen ist generell ein aufmerksamer Umgang mit Perlatoren, ob verkalkt oder nicht, geboten.

Wasserfilter im medizinischen Bereich – Sinnvolle Anforderungen an endständige Sterilfilter

Deutlich komplexer wird es, wenn es um den Schutz von immunsuprimierten Patienten geht. Hier spielen eine ganze Reihe weiterer fakultativ pathogener Keime eine Rolle. Zu den wichtigsten resistenten
Erregern gehören:

  • Klebsiellen
  • Pseudomonaden
  • Acinetobacter
  • Enterobacter

Solche Keime führen nicht bei jedem zu einer Infektion, gefährden jedoch immungeschwächte Patienten. Sehr resistenzbildend sind vor allem die Keime im Siphon.

Die Kommission für Krankenhaushygiene am RKI (KRINKO) weist in ihren Empfehlungen für immungeschwächte und immunsupprimierte Patienten (z. B. Transplantationspatienten, Neugeborene)
auf endständige Sterilfilter als Maßnahme zur Infektionsprävention hin und macht explizit darauf aufmerksam, dass bei Biofilmbildung die Gefahr einer Verkeimung von außen und ein damit verbundenes
Infektionsrisiko besteht.

Retrograde Kontamination

Bei langer Anwendungsdauer kann z.B. eine Bewuchs mit z. B. Pseudomonas aeruginosa entstehen und diese können in großen Mengen emittiert werden, was zu einer rück- bzw. gegenläufigen Verunreinigung einer sog. retrograden Kontamination führen kann.

Qualitätsmerkmale und sachgemäßer Umgang sind von großer Bedeutung für den wirksamen medizinischen Einsatz von endständigen Sterilfiltern

  1. Definierte Anwendungsdauer mit klinischem Nachweis;
  2. Biozide Eigenschaften des Gehäuses zur Verhinderung der Biofilmbildung;
  3. Kein direkter Kontakt des Wasserstrahls mit dem Abfluss des Waschbeckens;
  4. Kompakte Bauweise für die barrierefreie Nutzung;
  5. Laminarer (weicher) Wasserstrahl, um das Rückspritzen des Wassers von kontaminierten Flächen zu minimieren;
  6. Qualitätsmanagement zur Sicherstellung der Fertigungsqualität und Rückverfolgbarkeit.

Achtung Siphon!

Siphons in Waschbecken enthalten grundsätzlich Biofilme, in denen Bakterien gut wachsen können. Daher findet man immer in Siphons typische Wasserkeime wie z. B. Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter spp., Enterobacter, Clostridioides difficile und Enterokokken.

Dies ist auch der Grund, warum der Wasserstrahl aus dem Hahn nicht direkt in den Abfluss gerichtet sein soll, da es dann zu einer Aerosolbildung kommen kann mit Verschleppung von potenziell pathogenen Keimen in die Luft sowie an Kleidung und Hände des Personals. Auch eine retrograde Kontamination ist möglich.