Grundlagen der Hygiene in der Radiologie – Händedesinfektion
Die Weitergabe infektiöser Erreger wird durch die hygienische Händedesinfektion deutlich reduziert. Bei unzureichend durchgeführter Händedesinfektion ist die Kontamination von Geräteoberflächen möglich.
Gefährdet durch Kontaminationen sind beispielsweise das Mikrofon oder die Gantry. Auch der Injektor ist gefährdet: Bei der Befüllung von Injektionsspritzen oder dem Anschließen des Injektionsschlauches könnte es unter ungünstigen Umständen zu einer Infektion des Patienten kommen.
Die 5 Indikationen der Händedesinfektion
- Vor Patientenkontakt
- Vor einer aseptischen Tätigkeit
- Nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material
- Nach Patientenkontakt
- Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung
Grundlagen der Hygiene in der Radiologie – Flächendesinfektion
Die Persistenz der Erreger z. B. auf Geräte- oder Raumoberflächen, variiert stark in Abhängigkeit vom Erregertyp. Einige Keime, z.B. Tuberkulosebakterien, können bis zu mehreren Monaten auf Oberflächen überleben und Erregerreservoire bilden. Um dies zu verhindern, muss eine regelmäßige Flächendesinfektion mit geeigneten Flächendesinfektionsmitteln erfolgen.
Sowohl Ausbrüche als auch sporadische Infektionen konnten auf kontaminierte patientennahe Oberflächen zurückgeführt werden. Als Konsequenz wird der Desinfektion patientennaher Flächen mit häufigem Hand-/Hautkontakt nach der
Händedesinfektion als der dominierenden Präventionsmaßnahme eine eigenständige Rolle zur Prävention von NI durch Unterbrechung der Ausbreitung kritischer Erreger zugewiesen.
Erreger mit erhöhtem Übertragungsrisiko über Flächen
Erregergruppe | Vertreter |
Gram-positive Bakterien | Clostridioidis (C.) difficile, Enterococcus (E.). faecium, E. faecalis, Staphylococcus aureus |
Gram-negative Bakterien | Acinetobacter (A.) baumannii, A. lwolffi, A. calcoaceticus, Enterobacter cloacae, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Serratia (S.) marcescens |
Hefepilze | Candida auris, Trichophyton tonsurans |
Viren | Adeno-, Coxsackie-, Echo-, Hepatitis A und E-, Herpes-simplex-, Papilloma-, Noro-, RSV-, Rotaviren, Mpox |
Spezielle Hygienemaßnahmen – Multiresistente Bakterien
Multiresistente Bakterien können eine relevante Gefährdung für Patienten, aber auch für das medizinische Personal darstellen. Eine Infektion kann den Heilungsprozess verzögern und steigert die Mortalitätsrate signifikant. Die Erreger werden in der Regel über Kontakt- bzw. Schmierinfektion übertragen.
Um den Kontakt infizierter bzw. besiedelter Patienten mit anderen Patienten, Besuchern und dem Personal zeitlich so kurz wie möglich zu halten, sollten die Patienten erst direkt vor der Untersuchung in die Radiologie oder zur Strahlentherapie bestellt werden. Ambulante Patienten sollten mindestens einen chirurgischen Mund-Nase-Schutz tragen.
Um eine Übertragung zu vermeiden, sollte auch das Personal, das in direkten Kontakt mit dem Patienten kommt, Handschuhe, Einmalkittel, ggf. Haarschutz und einen chirurgischen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Schutzkleidung sollte nach dem Patientenkontakt in folgender Reihenfolge abgelegt werden:
- Handschuhe (dann Händedesinfektion)
- Kittel
- Haarschutz / Mund-Nasen-Schutz
In jedem Fall ist eine hygienische Händedesinfektion im Anschluss an den Kontakt mit potenziell oder gesichert besiedelten Patienten durchzuführen, da Untersuchungshandschuhe nicht zu 100% dicht sind und somit die Gefahr einer Kontamination der Handflächen besteht.
Nach beendeter Untersuchung sollten alle Oberflächen im Untersuchungsraum desinfiziert werden, insbesondere die, welche vom Patienten berührt wurden.
Flächendesinfektion nach Untersuchungsende.
Hygienemaßnahmen bei perkutanen Punktionen und Drainagen
Grundsätzlich gelten bei der Durchführung von diagnostischen und therapeutischen Punktionen und Drainageanlagen dieselben erregerspezifischen Hygienemaßnahmen wie bei den nicht invasiven Untersuchungen.
Zu bedenken ist, dass bei der Eröffnung einer Körperhöhle oder eines geschlossenen Infektherdes eine Verbindung zur Außenwelt geschaffen wird. Dadurch kann es zur Freisetzung von Erregern in die Raumluft, auf Raumoberflächen und konsekutiv zu einer Übertragung auf Mitarbeiter und Patienten kommen.
Besonders bei der Punktion von Infektionsherden im Rahmen einer TBC besteht zum Zeitpunkt des Eingriffs eine besonders hohe Ansteckungsgefahr.
Hygienemaßnahmen im Rahmen der manuellen Kontrastmittelapplikation
Die wiederholte Entnahme von Kontrastmittel für die manuelle i.v.-Applikation aus Großpackungen („Multi-Dosing“), geht mit einer erhöhten Gefahr der mikrobakteriellen Kontamination des Behältnisses einher. Das Risiko ist besonders hoch, wenn die Entnahme über mehrere Tage erfolgt und das geöffnete Behältnis bei Raumtemperatur gelagert wird. Daher können Mehrfachentnahmen mit einem hohen Infektionsrisiko für den Patienten verbunden sein.
Vor dem Anstechen eines Kontrastmittelbehältnisses sollte unbedingt eine hygienische Händedesinfektion durchgeführt werden und während der Entnahme sollten medizinische Einmalhandschuhe getragen werden.
Zur Gewährleistung des bestimmungsgemäßen Gebrauchs ist es erforderlich, sich über die genauen Vorschriften der Hersteller im Umgang mit dem jeweiligen Produkt vor der Anwendung zu informieren.
Hygienische Aspekte der automatischen Kontrastmittelapplikation
Semiautomatische Doppelspritzeninjektoren, welche über einen T-Schlauch und den Injektionsschlauch mit dem venösen Zugang des Patienten verbunden werden, gehören heute in der Radiologie zum Standard.
Während die Injektion des Kontrastmittels sowie des NaCl-Bolus automatisch erfolgt, muss das Befüllen der Spritzen meist noch manuell vorgenommen werden. Dieser Vorgang muss nach jeder Untersuchung oder nach Entleerung der Spritzen wiederholt werden.
Der Patientenschlauch muss nach jedem Patienten gewechselt werden.
Das wiederholte Manipulieren des Injektors und der Injektionsspritzen bei einer Wiederbefüllung kann zu einer erheblichen Kontamination des gesamten Injektionssystems, vor allem mit Hautkeimen, führen. Damit ist von einer hohen Infektionsgefährdung des Patienten bei der Kontrastmittelinjektion auszugehen. Dies stellt ein besonderes Erkrankungsrisiko für immuninkompetente Patienten dar.
Kontrastmittel sind Pharmaka (Arzneimittel). Großpackungen von Kontrastmitteln, die zur intravasalen Anwendung zugelassen sind, werden beim bestimmungsgemäßen Gebrauch nur ein einziges Mal angestochen.
Prinzipiell werden bei Verwendung von Kontrastmittelgroßpackungen mit einem automatischen Injektor und dem Wechseln der Patientenzuleitung bei jedem Patienten die gleichen hohen Hygienestandards erfüllt wie bei der Verwendung von kleinen Kontrastmittelpackungen. Hierbei sind die Herstellervorgaben für die Kontrastmittelinjektoren einzuhalten.
Bei der leeren Injektionsspritze handelt es sich um ein Medizinprodukt, das von den meisten Herstellern für den Einmalgebrauch zertifiziert ist. Das bedeutet, dass die Injektionsspritze nur einmal mit der Kontrastmittellösung befüllt werden darf. Ist die Kontrastmittellösung aufgebraucht, ist die Injektionsspritze zu entsorgen und darf nicht erneut befüllt werden.
Bei Einmalverwendung oder dem Gebrauch von vorgefüllten Injektionsspritzen sowie der Verwendung von Rollpumpensystemen ist bei Einhalten der Standardhygiene nicht von einer Infektionsgefährdung des Patienten auszugehen.
Die wichtigsten Erreger und die entsprechenden Schutzmaßnahmen
Erreger | Übertragungsweg | Schutzmaßnahmen |
Multiresistente Erreger | Kontakt- und Schmierinfektion | Obligates Tragen von Handschuhen, Kittel, ggf. Haarschutz, Mund-Nasen-Schutz für Patienten und Personal. Händedesinfektion nach jedem Patientenkontakt und nach Ablegen der Schutzkleidung. Flächendesinfektion nach Untersuchungsende.. |
Meningokokken | Luftübertragung / Tröpfcheninfektion (Kontakt- und Schmierinfektion) | Obligates Tragen von Handschuhen, Kittel, zusätzlich eine flüssigkeitsdichte Schürze, Mund-Nasen-Schutz, ggf. Haarschutz für das Personal. Mund-Nasen-Schutz für den Patienten. Händedesinfektion nach jedem Patientenkontakt und nach Ablegen der Schutzkleidung. |
TBC | Tröpfcheninfektion | Der Patient muss eine FFP2-Maske tragen. Obligates Tragen von Handschuhen, Kittel, ggf. Haarschutz, FFP2-Maske für das Personal. Händedesinfektion nach jedem Patientenkontakt und nach Ablegen der Schutzkleidung. Entfernen nicht benötigter Gegenstände. Schließen und Abdecken von Schränken und Regalen. |
Norovirus | Schmier- und Tröpfcheninfektion | Obligates Tragen von Handschuhen, Kittel, ggf.Haarschutz, Mund-Nasen-Schutz, ggf. FFP2-Maske für den Patienten und das Personal. Händedesinfektion nach jedem Patientenkontakt und nach Ablegen der Schutzkleidung. Entfernen nicht benötigter Gegenstände und Materialien. Schließen und Abdecken von Schränken und Regalen. Flächendesinfektion nach Untersuchungsende. |
Influenza | Tröpfchen und Luftübertragung | Tragen von Mund-Nasen-Schutz, ggf. FFP2-Maske für das Personal. Händedesinfektion nach jedem Patientenkontakt und nach Ablegen der Schutzkleidung. Flächendesinfektion nach Untersuchungsende. Grippeschutzimpfung des Personals (empfohlen). Bevorzugter Einsatz geimpfter Mitarbeiter. |